3 Fragen an… Antje von Dewitz
23.05.2024 Zukunft Lebensmittel

3 Fragen an… Antje von Dewitz

VAUDE Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft

Portrait Antje von Dewitz

1. Seit 2009 sind Sie Geschäftsführerin der VAUDE Sport GmbH und haben seitdem die nachhaltige Transformation des Unternehmens vorangetrieben, sodass VAUDE heute Vorreiter in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften ist. Was waren aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen bei der Umstellung auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell?

Die erste große Herausforderung lag darin, das ganze Team mitzunehmen. Transformation bedeutet viel Mehraufwand, viele Zielkonflikte und Komplexität. Und da mussten wir erstmal die Sinnhaftigkeit aufzeigen und deutlich machen, dass es möglich ist und jedem Einzelnen einen Mehrwert bringt. Die Grundlage schaffen, dass das Vertrauen besteht und die Teammitglieder sich wirklich einsetzen wollen und können.

Und das brauchten wir auch, um die zweite große Herausforderung anzugehen: die ganzen Lieferketten. Also die Umstellung von Standards, von Materialien, auf faire Arbeitsbedingungen. Das war eine Mammutaufgabe, weil wir ja nur ein Auftraggeber von vielen sind. Und wenn du da etwas anstoßen willst, dann brauchst du einen langen Atem und gute Strategien.

2. VAUDE setzt einen starken Fokus auf die Kreislaufwirtschaft. Damit einhergehend bieten Sie Ihrer Kundschaft z. B. Miet- und Reparaturservices an – und fördern damit einen suffizienteren Lebensstil. Das entspricht nicht dem Prinzip des klassischen Wirtschafts-/Unternehmenswachstums. Warum haben Sie sich trotzdem für dieses Geschäftsmodell entschieden und welche Chancen und Risiken sehen Sie?

Wir haben uns aus einer totalen Sinnhaftigkeit heraus für das Geschäftsmodell entschieden. Zum einen haben wir riesige Probleme in der Textilwirtschaft: Pro Sekunde landet eine LKW-Ladung alter Textilien auf Deponien oder wird verbrannt, weil es noch gar kein Textil-zu-Textil-Recycling gibt. Das heißt, wir haben irrsinnige Ressourcenverbräuche in der Textilindustrie. Der Overshoot Day war in Deutschland 2023 bereits im Mai und Deutschland ist einer der größten Verbraucher von Textilien.

Wir müssen unser Gebaren verändern, sonst essen wir unseren Planeten sozusagen auf oder vernichten ihn mit unseren Textilien. Das heißt, die einzig sinnhafte Lösung lautet, in Kreisläufe zu kommen. Und ja, es ist wirtschaftlich schwierig, weil unser System auf Wachstum funktioniert. Aber wir gehen da Schritt für Schritt. Und wir sind zuversichtlich, denn auch aus der EU kommen jetzt Signale, dass das politisch gewünscht ist und in dem Sinne auch gefordert und gefördert wird.

3. Was treibt Sie persönlich an?

Zum einen ganz konkret der Wunsch, meinen Beitrag zu leisten. Ich habe vier Kinder und will, dass sie einen guten Platz auf der Erde haben. Und zum anderen einfach ein tolles Team. Wir haben es geschafft, dass wir eine tolle Kultur haben, die sich gegenseitig bestärkt, innovations- und zukunftsstark aufgestellt ist. Und das motiviert mich jeden Tag.

Autor

Anna Frede

Anna Frede

Junior PR-Beraterin | modem conclusa gmbh