Nachhaltige Food-Trends: Start-ups setzen auf Mehrwert-Kombinationen
31.01.2025 Zukunft Lebensmittel

Nachhaltige Food-Trends: Start-ups setzen auf Mehrwert-Kombinationen

Start-ups treiben die Food-Trends 2025 an – von pflanzlichen Alternativen bis zu innovativen Verpackungslösungen. Erfahren Sie Im Interview mit der Innovationsmanagerin von REWE Süd mehr über die Entwicklungen der Branche!

Portrait Selda Morina Selda Morina, Innovationsmanagerin bei der REWE Süd, Leiterin der Start-up Lounge und Mitglied der Fachjury der BIOFACH Start-up Pitches 2025.

Im Interview: Selda Morina, Innovationsmanagerin bei der REWE Süd, Leiterin der dazugehörigen Start-up Lounge und Mitglied der Fachjury der BIOFACH Start-up Pitches 2025, zu neuesten Innovationen der Food-Start-ups sowie Tipps für einen erfolgreichen Markteintritt für junge Unternehmen

 

So revolutionieren Food Start-ups die Lebensmittelbranche

Die Lebensmittelbranche befindet sich in einem rasanten Wandel, angetrieben von neuen Konsumentenbedürfnissen, technologischen Innovationen und der dringenden Notwendigkeit nachhaltiger Lösungen. Food Start-ups spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie mit kreativen Ansätzen und zukunftsweisenden Produkten frischen Wind in die Regale bringen. Selda Morina, Innovationsmanagerin bei der REWE Süd und Leiterin der Start-up Lounge1, spricht im Interview mit der BIOFACH über die aktuellen Food Trends in der Branche, wie Food-Start-ups erfolgreich den Markteintritt meistern können und welche Faktoren entscheidend für den langfristigen Erfolg sind.

Sie sind beruflich am Puls der Zeit, wenn es um kulinarische Food-Trends und Innovationen der Branche geht. Was fasziniert Sie persönlich an diesem Bereich und wie lassen Sie sich inspirieren?

Mich fasziniert besonders die Dynamik der Lebensmittelbranche: Kaum eine andere Branche verbindet Innovation, Nachhaltigkeit und Konsumentenbedürfnisse so eng miteinander. Es geht nicht nur darum, Food Trends zu erkennen, sondern Lösungen zu schaffen, die langfristig Mehrwert bieten – für die Umwelt, für die Gesellschaft und natürlich für die Menschen selbst. Inspiration finde ich überall: in Gesprächen mit Start-ups, auf Messen wie der BIOFACH, aber auch durch die kleinen alltäglichen Beobachtungen – sei es im Supermarktregal oder beim Feedback unserer Kund:innen. Innovation bedeutet für mich, neugierig zu bleiben und den Mut zu haben, neue Wege auszuprobieren.“

In der Lebensmittelbranche gibt es besonders viele Newcomer und Innovationen – außerdem sind die Ernährungsgewohnheiten im Umbruch. Welche Food-Trends beobachten Sie aktuell bei Food Start-ups?

„Bei Food-Start-ups sehen wir eine beeindruckende Bandbreite an innovativen Produkten. Pflanzliche Alternativen bleiben führend, insbesondere in Kategorien wie Käse, Joghurt oder Fischersatz. Es entstehen Produkte, die nicht nur geschmacklich überzeugen, sondern auch mit einer besseren Nährstoffzusammensetzung punkten – zum Beispiel durch den Einsatz von fermentierten Hülsenfrüchten wie Kichererbsen oder Linsen. Ein weiterer Bereich der Food Trends ist funktionale Ernährung: Produkte, die mit Superfoods, adaptogenen Zutaten oder gezielten Nährstoffen den individuellen Gesundheitsbedürfnissen entsprechen.

Auch die nachhaltige Produktentwicklung nimmt Fahrt auf: Start-ups bringen Snacks aus geretteten Lebensmitteln, Getränke aus klimaneutralem Anbau oder Verpackungen aus essbaren Materialien – wie dem Rohstoff Alge – auf den Markt. Besonders spannend finde ich die kreativen Ansätze, wie zum Beispiel fermentierte Lebensmittel mit außergewöhnlichem Geschmack oder regionale Spezialitäten, die modern interpretiert werden, indem sie mit globalen Trends kombiniert werden – zum Beispiel fermentierte Chips aus heimischem Gemüse. Diese Vielfalt zeigt, wie dynamisch und zukunftsorientiert die Branche ist.“

Das BMEL möchte bis zum Jahr 2030 30 Prozent Öko-Landbau erreichen und Bio findet im LEH immer mehr Beachtung. Gleichzeitig zeigen Studien, dass die Relevanz von Nachhaltigkeit als Kaufkriterium rückläufig ist, weil der Preis immer wichtiger wird.  Wie machen sich diese Entwicklungen in der Start-up-Welt bemerkbar?

„In der Start-up-Welt bleibt Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen, allerdings mit einem pragmatischeren Ansatz. Bio bleibt wichtig, wird aber oft mit weiteren Nachhaltigkeitsaspekten kombiniert, wie regionalen Zutaten, klimaneutraler Produktion oder plastikfreien Verpackungen. Food Start-ups setzen auf Mehrwert-Kombinationen: Produkte, die nachhaltig sind und gleichzeitig erschwinglich bleiben. Besonders spannend ist, dass viele Gründer:innen innovative Wege finden, um Nachhaltigkeit für Konsument:innen greifbarer und attraktiver zu machen – zum Beispiel durch transparente Kommunikation oder Upcycling-Konzepte.“

Wie können nachhaltige Food-Start-ups Aufmerksamkeit erzielen und welche Anforderungen stellt der LEH an eine Sortimentsaufnahme und einen Platz auch außerhalb der Bio-Regale?

„Start-ups können durch eine klare Positionierung und Storytelling Aufmerksamkeit erzielen: Verbraucher:innen möchten nicht nur ein Produkt kaufen, sondern die Geschichte dahinter kennen – ob es um die Herkunft der Rohstoffe, die Innovationskraft oder die positiven Effekte auf Umwelt und Gesellschaft geht. Kooperationen, Social Media und der direkte Austausch mit der Zielgruppe, etwa auf Messen, sind entscheidend.

Für die Aufnahme im LEH zählt neben einem überzeugenden Produkt auch eine starke Logistik: zuverlässige Lieferketten, ausreichende Produktionskapazitäten und wettbewerbsfähige Preise sind Grundvoraussetzungen. Um sich auch außerhalb der Bio-Regale zu etablieren, sollten Food-Start-ups zusätzlich breite Zielgruppen ansprechen, etwa durch den Fokus auf Geschmack oder Alltagstauglichkeit.“

Welche Innovationskraft geht von deutschen Food Start-ups aus und wo sehen Sie – auch langfristig – besonders großes Potenzial?

„Deutsche Food-Start-ups sind Vorreiter, wenn es darum geht, nachhaltige und innovative Lebensmittelprodukte zu entwickeln. Besonders großes Potenzial sehe ich bei pflanzenbasierten Alternativen, die zunehmend geschmacklich und texturlich perfektioniert werden, sowie bei neuen Proteinquellen wie Algen, Pilzen oder durch Fermentation hergestellten Lebensmitteln. Auch das Thema regionale und saisonale Produkte wird immer stärker adressiert, oft kombiniert mit innovativen Verarbeitungsmethoden wie Hochdruckverarbeitung (HPP), die es ermöglichen, frische Produkte länger haltbar zu machen, ohne den Geschmack oder die Nährstoffe zu beeinträchtigen.

Langfristig wird es spannend, wie Start-ups technologische Lösungen nutzen, etwa für personalisierte Ernährung oder die Minimierung von Lebensmittelverschwendung. Die Innovationskraft der deutschen Food Start-ups liegt darin, diese Food-Trends nicht nur aufzugreifen, sondern sie bei der Produktentwicklung mit überzeugenden Mehrwerten zu verbinden.“

 

BIOFACH 2025: Bühne frei für Start-ups aus der Bio-Branche

Auf der BIOFACH 2025 wird Selda Morina als Branchenexpertin Teil der Fachjury der erstmals stattfindenden BIOFACH Start-up Pitches sein. Hier können angemeldete Start-ups ihre innovativen Konzepte und Produkte dem internationalen Fachpublikum sowie der hochkarätigen Jury mit Handelsvertreterinnen und -vertretern vorstellen. Das Gewinner-Start-up wird mit dem BIOFACH Start-up Award gekürt. Darin enthalten sind unter anderem attraktive Listungen bei dennree und Alnatura, sowie ein LEH-Coaching mit der Chance auf eine Listung in ausgewählten Filialen der REWE Süd.
Ergänzend zu den Start-up Pitches präsentieren junge Unternehmen aus Deutschland ihre Ideen am bewährten Gemeinschaftsstand „Young Innovators“, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Internationale Gründerinnen und Gründer stellen ihre Innovationen im Rahmen der Sonderfläche „International Newcomers“ vor.

 

 

Nachhaltige Food-Trends auf der Messe

Die BIOFACH rückt nicht nur Start-ups in den Mittelpunkt, sondern setzt auch wichtige Impulse für die gesamte Bio-Branche. Im Rahmen der BIOFACH 2025 werden die unterschiedlichen Dimensionen der Food-Trends in der Branche beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Entwicklung von vegetarischen und veganen Gerichten, die nicht nur auf pflanzliche Alternativen setzen, sondern auch kreative Verarbeitungsmethoden für Gemüse und andere Zutaten präsentieren. Ebenso rücken verschiedenste Ansätze zur Herstellung innovativer Snacks in den Fokus.

Jedes Jahr definiert die BIOFACH-Trendjury, bestehend aus Branchenexpertinnen und -experten, zentrale Themen, die aktuelle Dynamiken und Herausforderungen der Bio-Branche widerspiegeln. Diese werden kurz vor der Messe als Branchentrends veröffentlicht. Außerdem setzt sich die Trendjury intensiv mit den Einreichungen für den BIOFACH Neuheitenstand, die BIOFACH Start-up Pitches und die neue Erlebniswelt PLANETARY HEALTH (ehemals Erlebniswelt VEGAN) auseinander. Auf Basis der sich darin abzeichnenden Tendenzen entstehen die BIOFACH Produkttrends 2025. Diese können vor Ort in Nürnberg entdeckt werden. Die Trend Wall beim Neuheitenstand in Halle 4A sowie geführte Trend-Rundgänge zu Food-Neuheiten, Retail-Themen und Bio in der Außer-Haus-Verpflegung ermöglichen Einblicke in die wichtigsten Entwicklungen auf dem Bio-Lebensmittelmarkt.

Quelle:

1 Die Start-up Lounge der REWE Süd bietet jungen Unternehmen eine Plattform, um ihre Produkte im Einzelhandel zu testen. In einer dreimonatigen Testphase werden die Innovationen in ausgewählten Märkten vorgestellt. Bei positivem Kundenfeedback werden die Produkte ins allgemeine Warensortiment aufgenommen werden und es besteht die Chance auf eine Listung in allen bayerischen REWE-Märkten.

Autor

Anna Frede

Anna Frede

Junior PR-Beraterin | modem conclusa gmbh