Kur für die Natur: BIOFACH-Branchentrend „Holistic.Climate.Regeneration“
Die Revitalisierung der Ökosysteme, auf die der diesjährige BIOFACH-Brachentrend „Holistic.Climate.Regeneration“ aufmerksam macht, klingt nach einer Mammutaufgabe. Ist sie auch. Doch es gibt vielversprechende Ansätze. Farm-Food-Climate, eine Mission der gemeinnützigen Organisation ProjectTogether, ist einer davon.
In der Vergangenheit wurden maximale Erträge, intensive Bodenbearbeitung und der Einsatz von synthetischen Düngern und Pestiziden als Garantie für Lebensmittelsicherheit gesehen. Die Schattenseite dieser Herangehensweise: Bodenerosion, Humusrückgang und die Bedrohung der Biodiversität und Artenvielfalt. Die Mammutaufgabe jetzt: unser Agrar- und Ernährungssystem zu transformieren und stabilisieren sowie nachhaltige Landwirtschaft zu etablieren, damit sich die Natur erholen kann. Genau darauf macht der BIOFACH-Branchentrend Holistic.Climate.Regeneration aufmerksam. Ausgelobt wurde dieser von der BIOFACH-Trendjury bestehend aus den Branchenexperten und -expertinnen Anne Baumann (stellvertretende Geschäftsführerin AöL), Karin Heinze (Gründerin BiO Reporter International), Michael Radau (Vorstand SuperBioMarkt AG), Jens Schinnerling (Einkaufsleitung dennree GmbH) und Julian Stock (Vorstand Good Food Collective).
Zwar zeigt sich der Beginn einer Transformation weg von der Ausbeutung des Planeten hin zur Revitalisierung der Ökosysteme, doch die Herausforderung ist nach wie vor groß und erfordert schnelles Handeln: „Jede Verzögerung bei der grundlegenden Umgestaltung unserer Lebensmittelsysteme führt zu enormen versteckten Kosten, unter anderem in Bezug auf unsere Gesundheit, unser soziales Wohlergehen und die Funktionen der Ökosysteme“, mahnt Josefa Voigt, Projektmanagerin von Farm-Food-Climate, ProjectTogether.
Farm-Food-Climate ist eine Mission von ProjectTogether für zukunftsfähige Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme. Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, ist Schirmherr der Mission. Farm-Food-Climate arbeitet mit einem Pool an Akteuren und Akteurinnen aus der praktischen Landwirtschaft, Start-up-Welt, Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft in einem koordinierten Lern- und Testprozess an zukunftsweisenden, nachhaltigen Lösungen für die Transformation unserer Land- und Ernährungswirtschaft. „Die Komplexität der Aufgabe sollte uns nicht vom Handeln abhalten und lähmen. Vielmehr ist ein Dialog zwischen unterschiedlichen Akteursgruppen aus Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung notwendig und das handlungsorientierte Zusammenkommen dieser muss gefördert werden“, so Voigt. Farm-Food-Climate will die „Farm-2-Fork“-Strategie (F2F) der Europäischen Kommission mit Leben füllen, die als Teil des Green Deals ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem in Europa fördern will. Über 1.000 Initiativen wie „Du bist hier der Chef“, Landwirte wie Heiner Willenborg, Unternehmen wie die Landwirtschaftliche Rentenbank, Konsumenten und Konsumentinnen, Kommunen und Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, darunter das Thünen-Institut, sind Teil der Bewegung. „Aktuell fokussieren wir uns auf drei Wirkungsfelder: die Ernährungswende in der Gemeinschaftsgastronomie, die Skalierung von Agroforstsystemen sowie die Etablierung von Paludikultur zur Wiedervernässung von Moorflächen, weil wir in diesen Bereichen sehr viel Potenzial sehen“, erläutert die Projektmanagerin.
Agroforst, Moor-Wiedervernässung zur CO2-Bindung – um diese ganzheitlich gedachten, kreislauffähigen Systeme geht es auch beim BIOFACH-Branchentrend Holistic.Climate.Regeneration. Nachhaltige Praktiken für die Landwirtschaft finden, die flächendeckend umsetzbar sind und damit den größten Nutzen für Mensch und Umwelt versprechen.
In diesem Zusammenhang ist auch das Konzept der regenerativen Landwirtschaft ein vielversprechender Ansatz, der vor allem die Wiederbelebung des Bodens im Blick hat. Größter Vorteil hierbei ist, dass sowohl konventionelle als auch ökologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe involviert sind. Auch Voigt sieht darin eine große Chance: „Der regenerative Ansatz ermöglicht einen Austausch und eine Annäherung zwischen zwei Gruppen, die sich in den letzten Jahrzehnten tendenziell voneinander entfernt haben. Diese Chance sollte ergriffen werden, damit zukunftsorientierte Praktikerinnen und Praktiker gemeinsam neue Lösungsräume betreten.“
Und darum geht es am Ende des Tages, dass alle an einem Strang ziehen: für eine gesunde Umwelt und Ernährungssicherheit.